Festakt „75 Jahre Stadtjugendring Fürth“

Ein großes Familienfest der Jugendverbände

Ein Bericht zum Festakt „75 Jahre Stadtjugendring Fürth“

Am Samstag den 2. Juli 2022 feierten wir unseren Stadtjugendring Fürth, der bereits seit 75 Jahren eine starke Stimme für die Fürther Jugendverbandsarbeit ist. Die Comödie Fürth war dabei eine überaus passende Location für das Fest. Denn in den Anfängen des Jugendrings wurden auch hier im alten Berolzheimerianum einige Veranstaltungen organisiert.

Unserer Einladung sind nicht nur viele Delegierte und Vertreter*innen unserer Mitgliedsverbände gefolgt, sondern auch zahlreiche ehemalige Vorsitzende, Stellvertretungen, Vorstände und Revisoren.

Dieser Bericht wird etwas länger. Aber das ist auch wirklich angebracht, gemessen an den vielen tollen Grußworten und der atmosphärisch schönen Veranstaltung. Wenn ihr es also nicht geschafft habt, dabei sein zu können: Viel Spaß beim Lesen!

Wer das eindrucksvolle Gebäude betrat, wurde nicht nur von uns zur Anmeldung begrüßt, sondern konnte auch eine kleine dekorative Ausstellung von Verbandsklamotten verschiedenster Jugendvereine im Treppenhaus entdecken. Damit wurden alle schonmal auf den festlichen Abend eingestimmt. Danke an alle Vereine, die uns ihre Klamotten zur Verfügung gestellt haben!

Der Abend begann mit einer Begrüßungsrede von unserer Vorsitzenden Corinna Kruckenberg. Corinna zählte drei Forderungen auf, die schon seit Jahrzehnten kontinuierlich den Jugendring in seinen Versammlungen begleiten:

  1. Bei der Wahlalterabsenkung 1970 auf 18 Jahren organisierte der Jugendring mit den demokratischen Jugendorganisationen der Parteien und den Gewerkschaftsjugenden eine große Kampagne für den damaligen Volksentscheid. Auch heute ist das Thema topaktuell. Nun soll aber das Wahlalter auf zumindest 16 Jahre gesenkt werden. Übrigens: der Stadtjugendring hieß zu Beginn der Kampagne noch Kreisjugendring Fürth-Stadt. Da während der Aktionen die Genehmigung zur Namensänderung aus München kam, endete die erfolgreiche Kampagne mit dem Namen „Stadtjugendring Fürth“.
  2. Räume für die Jugend haben schon seit Gründung des Jugend-Netzwerks in ganz Fürth gefehlt. Das Problem zieht sich bis heute wie eine rote Schnur durch. Corinna betonte in ihrer Rede: Jugendräume müssen jung und nicht alt sein. Heute wiederholt sich mit dem Alpha1 das, was schon im Jugendhaus Lindenhain das Problem war, als dort noch Räume für die Jugendverbände und den Stadtjugendring angesiedelt waren: Die Räumlichkeiten sind ein Sanierungsfall und ein Zeitplan für Bauarbeiten steht noch nicht fest.
  3. Die Finanzierung der Jugendverbandsarbeit ist nicht ausreichend. Gerade die Aktivierungskampagne zeigt gerade, was möglich ist mit ausreichenden Ressourcen: zahlreiche Projekte und Aktionen können nun zur Reaktivierung der Jugendverbandsarbeit verwendet werden. Wir haben so viele Anfragen, dass das Geld nicht ausreicht.

Corinna bedankte sich schließlich bei allen Ehrenamtlichen der Jugendverbände für das außerordentliche Engagement gerade während der Corona-Pandemie. Obwohl von der Politik teils völlig die Wertschätzung oder Unterstützung fehlte, konnten weiterhin Angebote für Kinder und Jugendliche stattfinden.

Als ersten Gratulanten konnten wir dann unseren Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung auf der Bühne begrüßen. Bei der großen Zahl an Stadträt*innen, witzelte das Stadtoberhaupt, dass mehr da wären als bei mancher Stadtratssitzung. Und das läge wohl nicht nur an der guten Verpflegung, sondern auch an dem parteiübergreifenden Ansehen des Stadtjugendrings und der ganzen Jugendverbandsarbeit.

Er schätze die große Vielfalt der Jugendverbände und das große Angebotsspektrum, dass deswegen viele Kinder und Jugendliche erreiche. Er treffe regelmäßig Vereine, die sich fragen, wie man junge Leute noch für Vereinsarbeit gewinnen könne. Die Leistung der Jugendverbände sei daher großartig. Er nahm die Veranstaltung als großes Familientreffen der Jugendverbände war und meinte damit sicher die entspannte Atmosphäre schon vor der Veranstaltung, als sich viele Altbekannte wieder sahen und es ein freudiges Getuschel in allen Ecken des Saals gab. Auch er selbst profitiere von der Leistung des Stadtjugendrings, respektive der Verbände, da er jede Woche auf dem Mehrgenerationenspielplatz mit seiner Enkelin sei. Für ihn sei der Bedarf an finanzieller Ausstattung und dem Raumbedarf unumstritten. Als Gastgeschenk brachte er zudem einen 2.000€-Spendenscheck der Sparkasse Fürth mit, den er dann Corinna und Melanie übergab.

Als Gastgeschenk brachte Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung zudem einen 2.000€-Spendenscheck der Sparkasse Fürth mit.
Ein besonderer Gast war BJR-Präsident Matthias Fack. Er ist extra aus München angereist, um uns zu gratulieren. In seinem Grußwort betonte er die Vielfalt der Jugendverbände als größte Stärke, um so viele Kinder und Jugendliche zu erreichen und zu betreuen. Gerade heute kämen Kinder und Jugendliche durch die Klimakrise, die Corona-Pandemie und dem russischen Krieg gegen die Ukraine stark unter Druck, weshalb die Jugendverbände als sichere Orte besonders wichtig seien.
Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger (CSU) macht zu Beginn ihres Grußworts klar: Jugendarbeit muss in Präsenz stattfinden. Für sie seien Jugendverbände Orte der Lebensfreude. Bei der ganzen Vielfalt der Jugendverbände sei es umso wichtiger, dass es die Jugendringe gebe. Sie zeigte sich erfreut, dass die Mittel der Aktivierungskampagne in Fürth nicht ausreichend wären, und möchte sich daher für eine Aufstockung stark machen.
Barbara Fuchs, Landtagsabgeordnete von Bündnis 90 / Die Grünen sieht unseren Jugendring als Stimme der Jugend. Auch sie unterstütze das Wahlalter ab 16 und wünscht sich allgemein mehr Einbezug der Jugend in politische Entscheidungen. Jugendringe bieten einen Rahmen für Jugendliche, eine Plattform, bei der Jugendliche mitbestimmen können. Zudem lernen sie bei uns Eigenverantwortung und Solidarität.
Dr. Benedikt Döhla, Sozialreferent für Soziales, Jugend und Kultur der Stadt Fürth, sprach sein Grußwort auch im Namen von Luise Peschke und Sebastian Fischer. Er dankte auch in deren Namen für die vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit. Als großen Erfolg der letzten Jahre bezeichnete er die Dynamisierung der Mittel für den Stadtjugendring. Die Personalkosten würden nun automatisch zu den Tarifsteigerungen ebenso erhöht. (Davor hatte der Stadtjugendring regelmäßig darum kämpfen müssen.)
Er möchte sich für eine Absicherung der finanziellen Ausstattung einsetzen und freut sich auf die künftige Zusammenarbeit.

Niklas Haupt sprach für die Linken und zitierte aus der Präambel des Bayerischen Jugendrings. Die darin festgehaltene antirassistische, antimilitaristische und pazifistische Haltung solle uns in der heutigen Zeit weitertragen.
Bundestagsabgeordneter Carsten Träger (SPD) versprach, mit der neuen Regierung besser in den Herbst zu kommen. Besonders Kinder und Jugendliche hätte es durch die Pandemie am schlimmsten erwischt. Er selbst habe übrigens seine politische Laufbahn im Jugendhaus Lindenhain bei den Jusos gestartet.

Landtagsabgeordneter Horst Arnold (SPD) sieht die Jugendringe als Lobby der Jugendarbeit. Hier fördern wir den sozialen Zusammenhalt und kümmern uns um die Bedürfnisse der Jugendlichen. Dass die Jugendringe autonom gegründet wurden, solle die Politik von heute zum Denken anregen. Die Jugendringe setzen noch heute Impulse demokratischer Strahlkraft. Dabei stellt er aber auch selbstkritisch fest: die Politik habe noch nicht genug geliefert, denn Geld sei nicht alles. Er kämpfe weiter für ein Wahlrecht ab 16 und hat einen Jugendcheck für Gesetzesverfahren als Ziel.
Bezirksrat Michael Maderer (CSU) stellt fest, dass ohne das Ehrenamt wir keine 75 Jahre alt geworden wären. Er habe sich sehr gefreut über den Kontakt mit der Jugend im Rahmen der letzten U18-Wahl und freue sich auf die kommende 2023. „Wir brauchen die Jugend für unsere Vereine!“ endet er in seinem Grußwort.
Für ein überparteiliches Grußwort entschieden sich die SPD (Maurice Schönleben), CSU (Birgit Bayer-Tersch) und Bündnis 90 / Die Grünen (Philipp Steffen). Da ja auch der Stadtjugendring überparteilich sei, wäre das ja passend. Zusammen übergaben sie dann als politischen Schulterschluss drei symbolische Grundsteine für das Kinder- und Jugendzentrum Alpha1. Sie stehen hinter dem Stadtjugendring für einen Neubau und dafür wählten sie das gemeinsame Grußwort. „Wir sollen sie darauf festnageln!“ forderten sie anschließend den Stadtjugendring auf. Zudem bedankten sie sich bei allen Verbänden für die großartige Arbeit.
Daniel Gessner sprach für die FDP Fürth. Die Jugend solle man machen lassen, so Gessner. Er wünschte weiterhin viel Erfolg und bedankte sich für die Arbeit.

Im Anschluss an die Politik galt die Bühne dem Grußwort der Jugendringe. Christian Löbel, Vorsitzender des Bezirksjugendring Mittelfranken umriss die Bedeutung der heutigen Jugendverbandsarbeit.
Günther Fremuth, Vorsitzender des Kreisjugendring Fürth-Land, dankte für die tolle Zusammenarbeit und gemeinsamen Erfolge, wie das Brettspielfieber und die überaus erfolgreiche U18-Wahl. Da haben nur Wahlbezirke in Berlin die große Teilnehmenden-Anzahl im Fürther Wahlkreis getoppt. Auch aus Nürnberg gab es Grußworte von Mario Kienle, stellvertretender Vorsitzender des KJR Nürnberg-Stadt.

Nach den vielen unterstützenden Worten konnte Corinna die Gäste nicht in die Pause schicken, bevor sie überraschend alle anwesenden Mitarbeiter*innen aus der Geschäftsstelle und dem Alpha1 zusammen mit dem Vorstand auf die Bühne holte. Sie bedankte sich für die gemeinsamen Anstrengungen für unseren Jugendring und entließ nicht nur die Bühnengäste, sondern auch alle anderen in eine Pause, die von der Band „Stolen Moments“ begleitet wurde.

Nach der Pause hatte sich auf der Bühne was getan: es wurde Zeit für einen launigen Rückblick vom Vorstand Johannes Plonka. Dafür wurde eine große Leinwand aufgezogen und der Projektor angeschmissen. Um es nicht zu ausufernd werden zu lassen, beschränkte sich Jo auf die vergangenen 25 Jahre. Die restlichen Highlights wurden im hinteren Teil des Saals auf Roll-Ups und Stellwänden ausgestellt.

Als größte Veränderung für uns wurde vor fast 25 Jahren das Kinder- und Jugendzentrum Alpha1 in der Kalbsiedlung aufgebaut. Vermittelt wurde das damals durch die Stadt Fürth, insbesondere Jutta Küppers, ehemalige Abteilungsleitung der Jugendarbeit. Damit wurden nicht nur einige Pädagog*innen für den Offene Tür-Betrieb eingestellt, sondern es kam auch eine Verwaltungskraft und ein Geschäftsführer dazu. Seit 2019 wird die Geschäftsstelle ja auch von einer pädagogischen Fachkraft komplettiert. Aus dieser Arbeit in der Kalbsiedlung entstand 2005 der Weltkindertag in Kooperation mit der Stadt Fürth und dem Netzwerk kinderfreundliche Stadt e.V. im Südstadtpark. Durch Aktionen wie die „3 Tage Zeit für Helden“ und den Bau des Mehrgenerationenspielplatz im Jahr 2012 mit Beteiligung von vielen ehrenamtlichen Jugendlichen und Jugendleiter*innen zeigten wir die Stärken des Netzwerks und der gesamten Jugendverbandsarbeit. Das stete politische Engagement wurde 2010 zunächst durch das Bundesprogramm „Vielfalt tut gut“ ausgebaut. Aus dieser Kooperation mit der kommunalen Jugendarbeit wurde dann „Demokratie leben“ mit der Fürther Partnerschaft für Demokratie, angesiedelt bei uns in der Geschäftsstelle und weiterhin unter der Trägerschaft der Abteilung Jugendarbeit. Auch beim jugendpolitischen „Echt Dialog.in Fürth“, später „Echt Fürth“ arbeiten die kommunale Jugendarbeit und der Stadtjugendring seit vielen Jahren zusammen. In den jüngsten Jahren wurde die Kooperation im Rahmen der U18-Wahl erweitert. Seit 2018 erreichten wir damit tausende Jugendliche.

So viel wir geschafft und erreicht haben: das alles war nur möglich, weil wir viele engagierte Jugendverbände haben. Ihr habt unseren Kern, die Vollversammlung regelmäßig genutzt, um eure Bedarfe und Ideen mit einzubringen und nicht zuletzt habt ihr auch eure Ehrenamtlichen in unseren Vorstand gewählt.

Wir wissen sehr zu schätzen, wie viel Arbeit und Herzblut von unserem Vorstand in die vergangenen Jahrzehnte gesteckt wurde. Daher war es uns ein großes Anliegen, alle ehemaligen Vorsitzenden und deren Stellvertretungen, sowie ehemalige Vorstände und Revisoren auf dem Festakt zu ehren. Umso erfreulich ist es, dass unserer Einladung so viele gefolgt sind! Zum Dank gab es neben einer Urkunde auch gemäß dem Sprichwort „Ihr habt bei uns einen Stein im Brett!“ gab es außerdem je einen einzigartigen Stein mit dem eingravierten Logo des SJR und ein Sträußchen Blumen. Unsere neuen Jurte-Beutel gab es natürlich auch, um das Tragen zu erleichtern, denn wie auf ihnen geschrieben steht: Jugend.Verband.Trägt!

Nach den vielen Reden und der Ehrung zum Schluss gab es noch einen gemütlichen Teil zum Abschluss des Abends. Die Ausstellung im hinteren Teil des Saals regte viele Gespräche an und man nutzte die Zeit, um mit alten Bekannten über die gemeinsame Zeit im Jugendring zu plauschen oder sich auf den aktuellen Stand zu bringen. Bei Häppchen und Getränken wollten manche fast nicht mehr gehen und mussten schließlich von uns herauskomplimentiert werden, als wir zu später Stunde noch aufräumen mussten.

Es war rundherum ein gelungener Abend. Musikalisch wurden wir bestens von „Stolen Moments“ der Musikschule Fürth begleitet. Und kulinarisch sorgte das Grüner Brauhaus-Team dafür, dass es genug Häppchen und Getränke für alle gab.

Über die gesamte Veranstaltung merkte man den Gästen an, dass sich viele gefreut haben, einander wieder zu sehen und sich über die gemeinsame Zeit im Jugendring auszutauschen. Die unterhaltsamen Grußworte haben auch wieder gezeigt, dass die meisten Politiker*innen, die anwesend waren, auch selbst schon lange eine Verbundenheit mit unserem Stadtjugendring haben und so manche Anekdote zu erzählen hatten. Unsere vielfältigen Jugendverbände erreichen eben viele Menschen in allen Stadtteilen unserer Kleeblattstadt. Und den Erfolg der Jugendring-Idee, verschiedenste Vereine zusammen zu bringen, konnte man über den ganzen Abend im Saal der Comödie miterleben.